035-2013 / Feuerwehr Hochheim im Fluthilfe-Einsatz, in Barby (Elbe)

Einsatznummer:035-2013
Datum / Uhrzeit:09.06. -20.06.2013
Dauer:12 Tage
Ort:Barby
Einsatzart:Überörtliche Hilfe
Überörtliche Einheiten:

Bitte beachten Sie, daß die Markierung keinesfalls die exakte Örtlichkeit angibt, sondern lediglich eine annähernde Position des Einsatzortes.

Eingesetzte Fahrzeuge

ELW 2
MTW-TEL

Tätigkeit

Von der Flutkatastrophe an Saale und Elbe in Sachsen uns Sachsen-Anhalt blieb auch die Stadt Barby nicht verschont. In den frühen Morgenstunden des 09.Juni 2013 wurde das Hessische Innenministerium ein Verband des Main-Taunus-Kreises zur Katastrophenhilfe nach Barby entsandt. Da die technische Auslegung des Verbandes auf die Förderung großer Wassermengen angelegt war, wurde auch die Werkfeuerwehr „Fraport Frankfurt“ mit einem Hochleistungspumpe Hytrans-Fire-System (HFS) Integriert. Ein zweites HFS System wurde von der Feuerwehr der Stadt Flörsheim am Main beigesteuert. Als erste Ablösung übernahmen der Kreisbrandmeister Frank Schuhmacher und der z.b.V. des Main-Taunus-Kreises Martin Müller am 13.Juni 2013 die Führung des Verbandes.

Von der ersten Verbandsführung, Kreisbrandmeister David Tisold und dessen z.b.V.
Kai Beuthien, wurde ein vorbildlich eingerichteter Einsatzabschnitt übernommen. Viele Vorteile brachte der vorgezogene Wechsel der Verbandsführung. Da der Austausch der Einsatzkräfte erst am 14.Juni erfolgte, war die Führung bereist eingearbeitet und konnte sich voll auf den Personaltausch konzentrieren. „Reibungsverluste“ beim fliegenden Wechsel der Einsatzabschnitte und der Versorgung wurden so vermieden.

Bei Übernahme der Führung stellte sich die Lage folgendermaßen dar:

Die Stadt Barby liegt in Sachsen-Anhalt an der Mündung der Saale in die Elbe mit einer Fläche von ca. 41km² und ca. 9000 Einwohner. Barby, wie auch der Stadtteil Glinde liegen nördlich der Saalemündung. Die Stadtteile Breitenhagen, Klein-Rosenburg und Groß-Rosenburg liegen südlich der Saalemündung und wurden durch den Dammbruch an der Mündung am stärksten betroffen.

Barby selbst und der Stadtteil Glinde wurden von einer direkten Flutung durch das Hochwasser verschont. Jedoch sorgte das stetig steigende Drängwasser zu einer Überflutung der tiefergelegenen Straßenzüge, der Kanalisation und des Landgrabens. Drängwasser ist Wasser, das sich in eingedeichten Niederungen aus dem Boden hervordrängt, wenn der Wasserstand außerhalb des Dammes längere Zeit höher als das Niveau des Binnengeländes steht.
Während in den Straßenzügen der Stadt der Verband des bayerischen Landkreises Miltenberg und Einheiten des THW mit dem direkten Abpumpen von Drängwasser zurück in die Elbe beschäftigt waren, wurde der Verband des Main-Taunus-Kreises zur Verhinderung des weiteren Anstieges des Drängwassers eingesetzt. Hierzu wurden zunächst zwei Einsatzabschnitte gebildet:
EA1 an der Brücke Kreuzung Bahnhofstr. / Ecke Otto-Beckmann-Str. am Landgraben
EA2 Monplaisirstr., außerhalb, am Landgraben.
Im EA 1 wurde gestautes Drängwassser in den Landgraben gepumpt. Dieses Wasser floss weiter in Richtung EA2 Monplaisirstr. und wurde von dort in die Elbe zurückgepumpt. Im EA 1 wurden dauerhaft drei Tragkraftspritzen und das LF-KatS der Feuerwehr der Stadt Bad Soden am Taunus eingesetzt.

Im EA2 waren die Hytrans-Fire-Systeme (HFS) der Werkfeuerwehr und der Feuerwehr der Stadt Flörsheim eingesetzt. Die Entfernung von der Wasserentnahmestelle am Landgraben bis zur Elbe betrug ca. 1600m. Unterstützt wurde die Wasserentnahme noch durch eine weitere TS sowie einer Tauchpumpe des Verbandes Miltenberg. Als Verstärkerpumpe wurde für die B-Leitungen das LF-KatS der Feuerwehr der Stadt Kelkheim eingebaut. Es wurden ca. 40000l Wasser in der Minute abgepumpt.
Das LF-KatS wurde jedoch im Laufe der Woche aus dem EA ausgelöst und in Glinde direkt eingesetzt. Hier wurde der 3. Einsatzabschnitt eingerichtet um die Kanalisation zu entlasten. Es wurde Dräng- und Oberflächenwasser zurück in den Landgarben gepumpt.
Alle Einsatzabschnitte und die technische Einsatzleitung wurden in Arbeitsschichten a 6 Stunden betrieben.
Abgesehen von den Kameraden der Fraport waren alle Kräfte im Sportpark Glinde untergebracht. Auch in Glinde bestand anfangs noch die Gefahr des Deichbruchs. So galt es wachsam zu sein und im Falle des Bruches die Unterkunft innerhalb von zehn Minuten zu räumen. Als Sammelplatz wurde die nächste Gemeinde, Pömmelte, angegeben.
Stand in den ersten Tagen lediglich die Sporthalle mit Feldbetten als Unterkunft zur Verfügung, konnte die Einheit später fast geschlossen in die doch wesentlich komfortableren Gästezimmer der Ferienhäuser umziehen. Verpflegt wurden die Verbände Miltenberg und Main-Taunus-Kreis in der Gaststätte des Sportparks. Hier halfen viele Bürger Glindes bei Vorbereitung und Ausgabe der Speisen mit.

Im großen Aufenthaltsraum des Sportparks war auch die TEL untergebracht. Gemeinsam mit Material und Mannschaft des ELW 2 des Main-Taunus Kreises sowie des IUK -Fahrzeuges wurde hier die Einsatzabschnittsleitung Main-Taunus betrieben. Die Kommunikation wurde durch Digitalfunk sichergestellt. Der Einsatz des Digitalfunks, mit ständiger Verbindung zum Lagezentrum im Main-Taunus-Kreis, stellt sich als positiv heraus.
Die Verbandsführung nahm zweimal täglich an der Lagestabssitzung im Rathaus Barby teil. Mit dem Bürgermeister der Stadt, Hr. Jens Strube, den Vertretern der Verwaltung und den Kameraden der Feuerwehr Barby, Wasserwehr, Deichwehr und des Technischen Hilfswerks ergab sich eine sehr kooperative und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Gerne nahmen die überlasteten örtlichen Kräfte die Angebote der Unterstützung durch den Hessischen Verband an. So wurden u.a. Transporte von Schläuchen und  Folien aus dem feuerwehrtechnischen Zentrum, FTZ,  in Schönebeck zum Bauhof der Stadt Barby getätigt.
Mit sinkendem Pegelstand wurden im Stadtteil Glinde drei Siele vom Landgraben zur Elbe hin geöffnet. Somit konnte das Wasser aus dem Landgraben in die Elbe fließen und ein Verlegen des Verbandes in die südlich der Saale gelegenen Überflutungsgebiete  wurde in Erwägung gezogen.
Frank Schuhmacher und Martin Müller erkundeten, unter Führung der im südlichen Abschnitt eingerichteten TEL, mehrfach die Einsatzmöglichkeiten. Diese Erkundungen wären ohne ein geländegängiges und watfähiges Fahrzeug nicht möglich gewesen.
Die in den überfluteten und evakuierten Ortschaften erfahrenen Eindrücke waren ergreifend. Menschenleere Strassen, fauliges, nach Öl stinkendes Wasser und die sichtbaren Verwüstungen an Gebäuden und landwirtschaftlichen Nutzflächen lassen erahnen wie langwierig die Aufarbeitung der Flut sein wird.
Bemerkenswert auch die professionelle und aufopferungsvolle Arbeit der örtlichen Kräfte, besonders unter dem Aspekt der Dauerbelastung und dem persönlichen Schaden. Schließlich waren auch die Häuser und Wohnungen der Kameraden selbst betroffen und die Familien teilweise in Evakuierungsunterkünften einquartiert.
Das Fachpersonal der beiden HFS Systeme wurden zu den Erkundungen hinzugezogen.
Wegen Schwierigkeiten mit der Tragfähigkeit der Zuwegung und ungenügender Wassertiefen wurde ein weiterer sinnvoller Einsatz der Systeme negativ beurteilt. Auch der Einsatz der im Verband vorhandenen Tragkraftspritzen kam nicht in Betracht. So wurde, in Absprache mir dem örtlichen Lagestab, der Rückmarsch für den 20. Juni 1013 befohlen.
Eine harte Belastung hatten Mannschaft und Gerät allerdings noch zu bestehen. Am Tag des Abbaus, am 19. Juni 2013, wurden tropische Temperaturen erreicht. Bei 35° Grad und wolkenlosem Himmel wurde die Aufnahme der kilometerweit verlegten Schläuche zur Tortur. Zu den technischen Problemen wie schmelzender Bitumen der Landstrasse kamen die körperlichen Strapazen. Beginnend um 09:00 Uhr konnte schließlich um 19:00 Uhr das Ende des Rückbaus gemeldet werden.
Am Abend des 19. Juni 2013 wurde dann gegrillt. Entspannung muss auch sein. Freundlicherweise kam auch Bürgermeister Strube und die Führung der Feuerwehr Barby zum Verband und bedankte sich mit ergreifenden Worten für die Unterstützung. Der Grillabend musste jedoch schon nach gut einer Stunde ins Gebäude verlegt werden: durch das Hochwasser und die Wärme leidet die gesamte Region unter einer Stechmückenplage. Ein weiterer Aufenthalt im Freien war nicht möglich.
Nach zehnsündiger Kolonnenfahrt kam der Verband am Abend des 20. Juni 2013 wohlbehalten wieder im Heimatkreis an.
Anzumerken bleibt noch die stets gute und freundliche Kommunikation mit dem Hessischen Ministerium des Innern und die vorbildliche Unterstützung durch das Lagezentrum im Main-Taunus-Kreis.
Martin Müller, z.b.V. Verbindungsbeamter Main-Taunus-Kreis

Eingesetzte Fahrzeuge
Hattersheim 2-68
Main-Taunus 6-14
Main-Taunus 1-12
AB HWS
Main-Taunus 6-16 KdoW
Liederbach 1-74
Flörsheim 1-66
Kelkheim 1-45
Kelkheim 1-19
Kelkheim 1-10
Bad Soden 1-19-1
RK 9-19-1
Main-Taunus 6-66-2
RK 6-64-2
Flörsheim 1-19
Bad Soden 1-45