Gebäudebrand in der Innenstadt

Feuerwehren und Rotes Kreuz proben für den Ernstfall

– Die erste Alarm-Übung seit zehn Jahren im Ortskern.
Über 60 Brandschützer sowie Rot-Kreuz-Helfer absolvierten gemeinsam eine schwierige Großübung.

Es ist kurz nach fünf Uhr, als die ersten, leichten Rauchschwaden in denHimmel steigen. Eine kleine Gruppe Passanten bleibt neugierig vor dem Gebäude an der Frankfurter Straße 16 stehen. Mittlerweile züngeln kleine Flammen aus einem Fenster im dritten Stock, die stetig wachsen und den Rauch schwarz färben. Während die geschmolzenen Jalousien brennend die Fassade herunterlaufen, sind die Sirenen der herbeieilenden Feuerwehr zu vernehmen. Die Gruppe der Passanten ist zu einer größeren Menschentraube geworden,unweit dieser beobachtet auch der städtische Pressereferent Dirk Krams das Geschehen – in aller Seelenruhe. Der Hintergrund: Bei dem Spektakel handelt es sich um ein Übungsmanöver, das Stadtbrandinspektor Frank Schuhmacher in Absprache mit der Stadtverwaltung mitten in der Altstadt inszeniert hat. Die Einsatzkräfte waren darüber vorher nicht informiert worden.
Kontrollierte Sprengungen
„Die Gelegenheit für so eine Übung bekommt man nicht so oft“, erklärt Krams, „denn man braucht ein leerstehendes Gebäude, das vor dem Abriss steht.“ Der Eigentümer der Immobilie, die an der Rückseite der Taunussparkassen-Filiale inmitten der Innenstadt liegt, erklärte sich einverstanden und so konnte eine Übung in der Stadt unter realistischen Bedingungen zum ersten Mal seit zehn Jahren durchgeführt werden. Nicht nur die örtliche Feuerwehr profitierte davon, auch die Hattersheimer Brandschützer wurden hinzugezogen. „Dies war eine Entscheidung der Einsatzleitung, bei der Größe des Gebäudes würde keine Feuerwehr den Einsatz alleine machen“, erklärt Peer Neugebauer. Der Leiter der Pyrotechnikgruppe des Main-Taunus-Kreises koordinierte den Einsatz von außen, ein neunköpfiges Team sorgte in dem Gebäude für realitätsnahe Bedingungen. Mit Disco-Nebel, im Gegensatz zu echtem Rauch ungiftig, wurden die Räume eingeräuchert und die Sicht der Einsatzkräfte stark eingeschränkt. Besonders eindrucksvoll, für die Aktiven wie auch für die staunenden Passanten, war der Einsatz von kontrollierten Sprengungen. Zwei mit Butangas gefüllte Aluminiumbehälter wurden mit Hilfe von Schwarzpulver ferngezündet und sorgten für spektakuläre Stichflammen. Außerdem stellte sich das Team der Pyrotechniker als Darsteller für verletzte Personen zur Verfügung, die von der Feuerwehr geborgen und von den Rettungshelfern des Roten Kreuzes betreut wurden.
Das Fazit von Schuhmacher nach der knapp zweistündigen Aktion, bei der insgesamt 54 Mann der beiden Feuerwehren sowie zehn DRK Helfer beteiligt waren, fällt überwiegend positiv aus. „Man hat deutlich gesehen, dass die Einsatzkräfte vor Ort gut ausgebildet sind“, so der Brandinspektor. Allerdings sei man personell für einen solchen Einsatz zu dünn besetzt. Auch aus einem organisatorischen Fehler konnten die Einsatzkräfte lernen.
Verschärfte Übungen
Während die ersten beiden Fahrzeuge über die vorher festgelegte, weil leichter zugängliche Burgeffstraße anfuhren, versuchte der dritte Wagen über die Frankfurter Straße an den Einsatzort zu kommen. „Die Ortskundigen wussten, dass die Sparkasse von zwei Seiten erreichbar ist und haben dann versucht, das Feuer in die Zange zunehmen“, erklärt Schuhmacher, „das war zwar gut gemeint, aber so nicht geplant. Da gibt es eine klare Hierarchie und an die müssen sich alle halten.“ Da man bekanntermaßen aus Fehlern lernt, sind solche „verschärften Übungen“ als Vorbereitung für den Ernstfall von unschätzbarem Wert – und für Unbeteiligte obendrein äußerst beeindruckend anzuschauen.