Kunststoffe erhöhen Brandlast erheblich

Die Stadt Hochheim ist eine Kommune mit rund 18.000 Einwohnern und zwei freiwilligen Feuerwehren. Zu der Feuerwehr der Stadt gehören die Stadtteilwehren Hochheim und Massenheim, die aus 82 aktiven ehrenamtlichen Einsatzkräften bestehen. Hiervon gibt es fünf weibliche und 77 männliche Feuerwehrangehörige. Im Rahmen der Standortausbildung der Atemschutzgeräteträgerinnen und -träger wurde im April eine feststoffbefeuerte Trainingseinrichtung zur Realbrandausbildung in Miehlen (Rheinland-Pfalz) besucht. „In den letzten Jahren hat die Realbrandausbildung bei den Feuerwehren einen stark wachsenden Stellenwert erhalten“, weiß der stellvertretende Wehrführer Michael Sixt zu berichten, der mitverantwortlich für die Ausbildung der Atemschutzgeräteträger in Hochheim ist.

Das Training unter realen Bedingungen ist als vorbereitende Maßnahme für den Einsatz von Einsatzkräften der Feuerwehr unabdingbar. „Die Bedingungen für die Einsatzkräfte, beziehungsweise das Brandverhalten bei Wohnungsbränden, haben sich in den letzten Jahren stark verändert“, erläutert Stadtbrandinspektor Frank Schuhmacher. Die Brandlast in Gebäuden hat sich deutlich erhöht; neue Baustoffe und hohe Kunststoffanteile im Mobiliar führen zu verändertem Brandverhalten. Dazu kommt, dass die Gebäude besser isoliert sind als früher. Dadurch kommt zunächst weniger Sauerstoff an den Brandherd und das Feuer entwickelt sich anders. Durch die große Anzahl von Kunststoffen in den Gebäuden entstehen große Mengen an gefährlichen und brennbaren Brandgasen, die sich immer mehr erhitzen und schließlich, wenn sie sich mit Sauerstoff vermischen, zum Beispiel durch Öffnen einer Tür oder eine zerberstende Fensterscheibe, oft schlagartig mit einem extremen Temperaturanstieg durchzünden.
Um solche Situationen, wie sie im Ernstfall angetroffen werden können durch entsprechendes Verhalten zu trainieren, wurden für die Atemschutzgeräteträger mehrere Module angeboten. Auf der einen Seite sollen die Einsatzkräfte Vertrauen in die eigene persönliche Schutzausrüstung und das angeschlossene Atemschutzgerät gewinnen, und auf der anderen Seite sollen Gefahrensituationen richtig eingeschätzt werden. Denn bei Wohnungsbränden können im Deckenbereich Temperaturen von bis zu 1.000 Grad Celsius erreicht werden. In dieser Rauchgasdurchzündungsanlage konnte nicht nur die extreme Brandausbreitung simuliert werden, sondern die Einsatzkräfte wurden auch im richtigen Verhalten, Vorgehen und die korrekte Herangehensweise geschult.

In einem weiteren Modul wurde das taktisch richtige Vorgehen eines Angriffstrupps bei der Brandbekämpfung und Menschenrettung trainiert und das nötige dazugehörige Schlauchmanagement und die Handhabung des Hohlstrahlrohres geübt.
Bei den jeweiligen Angriffsübungen wurde jeder Trupp von einem speziell für den Realbrand ausgebildeten Trainer begleitet. Dieser beobachtete die jeweiligen Einsatzkräfte und konnte bei groben Fehlern zielführend eingreifen. Im Nachgang wurden die notwendigen Maßnahmen zur Einsatzstellenhygiene durch die Trupps eigenverantwortlich durchgeführt und die einzelnen Einsatzübungen mit dem zuständigen Trainer besprochen.
Diese Ausbildung für die Atemschutzgeräteträger ist eine Zusatzausbildung, die zusätzlich zu den normalen Übungsstunden der Einsatzkräfte absolviert wird. „Dieses besondere Training unter Realbrandbedingungen in den Übungsanlagen wird vom Verein der Freiwilligen Hochheim e.V. finanziert“, berichtet der Vorsitzende des Feuerwehrvereins.