Einblicke in komplexe Handlungsfelder

FEUERWEHR HOCHHEIM Jugendfeuerwehr im Einsatz /„Löschbären“ erhalten Bollerwagen

Von Jürgen Kunert  Quelle: Hochheimer Zeitung

HOCHHEIM – „Gehen Sie lieber noch ein paar Meter weiter nach hinten, sonst werden sie patschnass“, meint Jugendwart Marcel Noll, der in voller Montur am Sonntagmittag auf der Straße steht und den bevorstehenden Einsatz der Jugendfeuerwehr erläutert. Er spricht dabei in ein Mikrofon und seine Erläuterungen sind über die Beschallungsanlage von den zahlreichen Zuschauern gut zu verstehen. So bietet sich ihm die Möglichkeit, Werbung für die eigene Nachwuchsarbeit zu betreiben. „Wer zwischen 10 und 17 Jahren alt ist und Interesse hat, kann einfach mittwochs ab 18 Uhr am Feuerwehrgerätehaus vorbeischauen.“

Der Tag der offenen Tür am Feuergerätehaus in der Massenheimer Landstraße ist neben dem traditionellen Frühschoppen mit zünftiger Live-Musik durch das Hochheimer Blasorchester eine Informationsschau, bei der die rote Fahrzeugflotte gezeigt wird. Für detaillierte Nachfragen stehen Interessierten stets kompetente Ansprechpartner zur Seite, die eines deutlich werden lassen: Die Tätigkeitsfelder der Feuerwehr sind vielfältig und komplex, erfordern Know-how, je nach Einsatzgebiet eine Menge Spezialwissen, vor allem aber Teamarbeit, damit im Ernstfall alles funktioniert, um mögliche Gefährdungen für die Einsatzkräfte so gering wie möglich zu halten.

Im Feuerwehrgerätehaus erläutert Wolfgang Hofmann Zuhörern die von ihm zusammengestellte Ausstellung mit historischen und modernen Kreiselpumpen, Hydraulikaggregaten zum Zerlegen von Autokarosserien, Stromgeneratoren, Lüftern bis zu „Party“-Schäumern. „Diesem Be- und Entlüfter kann Schaummittel zugegeben werden, um so unter Einsatz von wenig Wasser Brandherde zu löschen“, erläutert Hofmann, der seit sieben Jahren die themenbezogenen Ausstellungen konzipiert.

Gleich ist es so weit. Marcel Werle und Marcel Noll haben gezündelt und die schmucke Hütte auf der Stahlwanne in Brand gesetzt. Im Nu steht das Holzobjekt lichterloh in Flammen. Der Stadtjugendwart setzt den Befehl ab, kurze Zeit später rauscht unter den Klängen der Martinshörner das mit neun Einsatzkräften besetzte LF 10 an.

Wie bei den Großen stellen sich die Jugendlichen zunächst auf und warten ab, bis sich der Einsatzleiter ein Bild von der Situation gemacht hat und daraufhin die entsprechenden Befehle erteilt. Im Nu ist der Schlauch vom Tank bis zum Verteiler gesetzt, an dem drei weitere Schläuche befestigt werden, die Richtung brennende Hütte ausgerollt werden. Die Zweier-Angriffstrupps befestigen dann ihre Strahlrohre an dem Schlauchende. Anschließend dreht ein weiterer Feuerwehrmann auf Befehl des Einsatzleiters die Ventile am Wasserverteiler auf und gibt Druck auf die Schläuche. Die Zweierteams spüren das umgehend. Die Position zu halten will gelernt sein. Dann kommt der Befehl „Wasser marsch“ und binnen weniger Minuten bleiben von dem flammenden Inferno nur noch verkohlte Holzstücke übrig. Trotzdem bleiben die Teams weiter stehen. „Wir müssen so lange Brandwache halten, bis der Einsatz durch den Leiter für beendet erklärt ist“, erläutert ein Jugendfeuerwehrmitglied ernst.

Ein ganz besonderer Bollerwagen für die „Löschbären“

Der Tag der offenen Tür wurde genutzt für den offiziellen Start der Kinderfeuerwehrgruppe „Löschbären“. Im 14-tägigen Turnus treffen sich samstags von 10 bis 12 Uhr seit Ende April 16 Kinder zwischen 6 und 9 Jahren. Federführend verantwortlich zeichnet Meike Lenzing. Gemeinsam mit Bianca Bösz und noch sieben weiteren Betreuern geht es mit den Kleinen mit viel Spaß, Entdeckerlust und vor allem auf spielerische Weise in die Welt (nicht nur) feuerwehrrelevanter Themen. Die Löschbären waren vor kurzem beim Kinderflämmchen mit dabei, einer Veranstaltung, bei der die Kinder eine Übung im Rahmen eines Teamwettbewerbs durchführen. Meike Lenzing überreichte die Kinderflämmchen-Urkunden an die Kleinen.

Besonders gespannt waren die Löschbären auf das Ergebnis der Schreinerkünste von Jürgen Velten. Der Feuerwehrmann fertigte ein echtes Unikat an, den Löschblitz. Das ist ein spezieller Bollerwagen, ein Löschfahrzeug in Miniatur, ausgerüstet mit den notwendigen Hilfsmitteln für einen echten Einsatz mit Feuerwehrspritze, Schlauch oder Verteiler und dazu gepackt für jedes Kind, einen Satz passender Feuerwehrkleidung. Stadtbrandinspektor Frank Schuhmacher übergab den Löschblitz samt Inhalt an die Kinderfeuerwehrgruppe.